Das haben wir Nathalie gefragt. Sie ist Anfang 20 und hat im letzten Jahr die Lehre zur Kunststoffformgeberin abgeschlossen. Im Interview hat sie uns erzählt, was ihr an ihrem Beruf gefällt, was sie in der Lehrzeit gelernt hat und was sie jungen Frauen rät, die in einem Männerberuf Fuß fassen wollen.
Wir haben übrigens auch mit ihrem Ausbilder Dominik gesprochen – hier geht es zum Beitrag.
Du bist seit September 2020 ausgelernte Kunststoffformgeberin. An was denkst du zuerst, wenn du an deine Lehrzeit zurückdenkst?
Als Allererstes muss ich an die Berufsschule denken. Weil ich danach jedes Mal wieder mit mehr Wissen in die Firma zurückgekehrt bin.
Was war der prägendste Moment deiner Lehrzeit?
Das war, als ich das erste Mal eine Maschine alleine umgerüstet habe und sie alleine auch angefahren habe. Da war ich sehr stolz, weil es in dem Moment „meine Maschine“ war, die ich gerade gebaut habe.
Hast du, bevor du die Lehre zur Kunststoffformgeberin begonnen hast, mal in den Beruf hineingeschnuppert?
Ja, das habe ich. Ich habe mir mehrere Berufe und Firmen angeschaut, im Kunststoffbereich aber nur Arvai Plastics. Dort bin ich gleich voll herzlich begrüßt worden und ich habe mich sofort wohlgefühlt. Ich habe gemerkt, was für eine Freude die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort haben, dass sie mir etwas beibringen können. Sie haben mir auch alle Fragen beantwortet.
Kannst du uns deine Lehrzeit von Anfang bis Ende kurz beschreiben?
Im ersten Lehrjahr habe ich viele Maschinen umgerüstet und umgebaut. Da wird man immer von einer zweiten Person begleitet, die einem alles zeigt und kontrolliert. Ich habe da auch die Werkzeuge und das Material kennengelernt, mit dem man arbeitet. Das hat mir sehr gefallen, weil es so viele unterschiedliche Materialien gibt und ich die deren Aufbereitung sehr interessant finde.
Im zweiten Lehrjahr ging es viel um die Einstelldaten der Maschinen: Da habe ich gelernt, wie man ein Teil produziert, welche Einstellungen es dafür gibt und so weiter. Auch Qualitätssicherung und Fehlerbehebung gehören hier dazu.
Im dritten Lehrjahr habe ich dann Werkzeuge bemustert. Das heißt, dass ein Werkzeug neu gebaut wurde und noch nie Teile daraus gefertigt wurden. Man fängt also bei null an und muss sämtliche Parameter neu einstellen. Hier ist Fachwissen gefragt!
Das klingt sehr vielseitig! Was gefällt dir an deinem Beruf?
Mir gefällt, dass es nie langweilig wird, man immer etwas Neues dazulernt und dass auch viele Herausforderungen auf einen warten. Denn es kommen zum Beispiel immer wieder neue Werkzeuge dazu, die man erst kennenlernen muss. Auch gefällt mir, dass es in meinem Betrieb ziemlich familiär ist. Als Neue wird man nicht ausgegrenzt, sondern alle sind einem offen gegenüber eingestellt.
Was hast du mit deinem ersten Lehrlingsgehalt gemacht?
Ich habe mir mein erstes eigenes Auto davon gekauft. Da habe ich lange drauf hin gespart. Das Auto habe ich immer noch.
Auf was bist du stolz?
Ich bin darauf stolz, dass ich die Lehre durchgezogen habe. Ich habe davor nämlich schon Lehren angefangen, die ich dann abbrechen musste, weil mir das Ganze einfach nicht gelegen ist. Deswegen bin ich umso mehr stolz, dass ich bei der Lehrabschlussprüfung einen ausgezeichneten Erfolg geschafft habe. Das hätte ich nie geglaubt, dass ich das schaffe. Ich bin außerdem stolz darauf, dass ich ausgelernt bin und nur noch wenig Hilfe benötige, weil ich schon ziemlich alle Handgriffe alleine kann.
Bist du froh, eine Lehre gemacht zu haben?
Ja, das bin ich. Ich glaube, dass man so alles besser lernt: Man hat Zeit, sich alle Handgriffe und Fertigkeiten genauer anzuschauen und keiner erwartet von einem, dass man sofort alles können muss. Und die Berufsschule erklärt einem dann das Theoretische.
Du hast als junge Frau einen Beruf gewählt, der doch sehr männlich geprägt ist. Ist oder war das für dich jemals ein Thema?
Also darüber habe ich nie nachgedacht, ob ich jetzt einen typischen Männerberuf oder einen typischen Frauenberuf mache. Ich habe halt nur so typische Männerberufe wie Mechaniker oder Elektriker gekannt vor der Lehre. Dass es den Beruf Kunststoffformgeber*in überhaupt gibt, das habe ich erst durch bestimmte Kurse zur Berufsorientierung herausgefunden. Nachdem ich mich darüber informiert hatte, habe ich mich sofort darauf beworben, weil ich das Berufsbild sehr interessant fand.
Was ist dein Rat an junge Frauen, die in einer Männerdomäne Fuß fassen wollen?
Probiert es einfach aus! Viele wissen nicht, was ihnen liegt. Deswegen ist es wichtig, sich viele verschiedene Berufe anzuschauen und die verschiedenen Tätigkeiten einfach mal auszuprobieren. Weil vielleicht hat man in der Schule den textilen Bereich gewählt und weiß deswegen gar nicht, dass man auch technisch begabt ist. Ich finde es schade, dass Viele von den Eltern gedrängt werden oder ihnen eingeredet wird, dass man einen Frauenberuf machen muss, weil man eine Frau ist und umgekehrt. Weil nur, weil man eine Frau ist, heißt das ja nicht, dass man zum Beispiel keine Maurerin werden kann.
Was möchtest du in Zukunft erreichen?
Das ist ein heikles Thema, weil ich sehr spontan bin und so weit eigentlich gar nicht denke. Aber eventuell möchte ich die Ausbildung zur Kunststofftechnikerin nachholen. Weil in der Berufsschule muss man sich im zweiten Lehrjahr entscheiden, ob man Kunststoffformgeber*in oder Kunststofftechniker*in werden möchte. Ich habe Ersteres gewählt, weil man ja immer alles nachholen kann und zuerst einmal schauen wollte, ob ich das überhaupt schaffe.
Das heißt also, dass du in deiner Firma und in deinem Lehrberuf noch genügend Möglichkeiten zur Weiterentwicklung hast?
Ja genau. Aber zurzeit bin ich ziemlich zufrieden.
Vielen Dank für das Interview!
Gerne!
Tipps:
- Wenn du mehr über Arvai Plastics wissen möchtest, dann schau doch mal auf der Firmenwebsite vorbei. Dort findest du auch alle offenen Lehrstellen. Du kannst dir den Betrieb auch jederzeit vor Ort anschauen und dir selbst ein Bild machen. Wenn du schnuppern kommen möchtest, dann melde dich am besten per E-Mail unter zukunft@arvai-plastics.at oder +43 6216 7318.
- Weitere Infos zu Nathalie und ihrem Werdegang könnt ihr auch in den Salzburger Nachrichten nachlesen.
(Fotos: SN/SW/KABO)
- Veröffentlicht am: 28. Juli 2021