Ausbilderinterview: Was macht man in der Kunststoffformgebung und Kunststofftechnik?

Nachdem wir bereits mit Lehrling Nathalie gesprochen haben, haben wir nun auch mit Dominik Radinger, ihrem Ausbilder bei Arvai Plastics, gesprochen. Dominik leite die Spritzgussabteilung und ist für Lehrlinge wie Nathalie zuständig. Im Interview hat er uns verraten, welche Fähigkeiten man als Lehrling bei ihm braucht, wie der zwischenmenschliche Umgang im Betrieb ist und vieles mehr.

Spritzgussleiter und Lehrlingsausbilder Dominik Radinger mit Nathalie Streiner vor einer der Spritzgussmaschinen.

Was macht man als Kunststoffformgeber*in bzw. als Kunststofftechniker*in?

Eine der Aufgaben in diesen Berufsbildern ist es, das richtige Material für die spezifische Anwendung auszuwählen. Jeder Kunststoff hat andere Eigenschaften und es kommt immer darauf an, wo er letztendlich eingesetzt wird. Manche Produkte müssen zum Beispiel hohe Temperaturen aushalten. Auch gehört dazu, dass die Maschinen gerüstet werden, dass Werkzeuge und Spritzgussformen gewechselt werden und die Anlage dann in Betrieb genommen wird. Technische Unterlagen und Werkzeichnungen zu lesen und zu verstehen gehört genauso dazu, wie auch technische Daten über Arbeitsabläufe und -ergebnisse zu erfassen. Das bedeutet, dass alle Parameter, die an der Maschine eingestellt werden, auch zur Nachverfolgung dokumentiert werden. Dann gehört noch die Qualitätssicherung zum Aufgabengebiet; die fertigen Produkte werden dann zum Beispiel auf Maße, Gewicht oder Farbe geprüft. Und auch die Programmierung und Inbetriebnahme von Roboter- und Automatisierungsanlagen gehört dazu.

Das klingt sehr vielseitig. Was muss ein Lehrling für diese Berufe mitbringen? Welche Fähigkeiten sollte er oder sie haben?

Wichtig sind erst einmal logisches Denken und Vorstellungsvermögen. Wenn jemand technisch und handwerklich geschickt ist, dann ist das ein Vorteil, weil es beim Maschinenrüsten viel zum Anpacken gibt. Dann ist es natürlich auch schön, wenn jemand Freude an der Arbeit mitbringt und gerne in einem Team tätig ist.

Gibt es auch bestimmte Schulfächer, in denen man gut sein soll?

Ja, die Schulfächer Mathematik, Physik, Chemie und Handwerken sollten einem schon halbwegs liegen. Denn in der Berufsschule wird man da schon sehr gefordert, vor allem in Mathematik.

Kann man sich dann auch bei euch bewerben, wenn man ein schlechtes Zeugnis hat?

Auf jeden Fall, denn die Schulnoten sind nicht das Allerwichtigste! Wir schauen uns jede Person an, die sich für eine Lehre bei uns bewirbt, auch wenn das Zeugnis schlecht ist. Denn viele Fähigkeiten kann man sich auch im Laufe der Lehrzeit aneignen. Da ist es uns wichtiger, dass den Lehrlingen die Arbeit gefällt und sie gerne im Betrieb sind.

Nathalie hat in ihrem Interview erzählt, dass sie sich sofort wohlgefühlt hat bei Arvai Plastics. Was habt ihr für eine Firmenkultur?

Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen und kein Konzern. Alle kennen sich beim Namen, auch über die Abteilungen hindurch. Immerhin haben wir sechs Abteilungen und um die 230 Mitarbeiter*innen. Wir leben den Teamgedanken also wirklich. Innerhalb der Schicht schaut man, dass man zum Beispiel zusammen eine kurze Pause macht und auf einen Kaffee geht oder gemeinsam isst. Aber das muss passen, weil wenn ich zum Beispiel gerade eine Maschine umbaue, dann kann ich da natürlich nicht weggehen.

Wie ist der zwischenmenschliche Umgang bei euch?

Man kann sich immer an jemanden wenden, wenn man gerade Probleme hat. Bei uns kann man über alles reden und dann schauen wir, dass einem geholfen wird – auch, wenn es bei jemandem mal privat nicht gut läuft

Wie viele Lehrlinge hast du bereits ausgebildet?

Ich selbst habe mit Nathalie bis jetzt zwei Lehrlinge ausgebildet. Beide sind jetzt auch schon Facharbeiter*innen.

Und habt ihr auch Lehre-Quereinsteiger*innen?

Ja, wir haben tatsächlich einen Quereinsteiger: Unser Poldi ist Mitte 40 und macht gerade die Lehre zum Kunststoffformgeber nach. Weil es generell schwierig ist, Lehrlinge zu finden, bilden wir auch Quereinsteiger*innen, wenn sie schon einmal in einem ähnlichen Beruf gearbeitet haben, aus. Für diese haben wir auch ein Ausbildungsprogramm mit dem Bildungszentrum Lenzing: Die bieten Kurse an, die dann ein- bis zweimal die Woche stattfinden. Und den Rest lernt man bei uns im Unternehmen.

Wie förderst du deine Lehrlinge?

Ich gehe auf jeden Lehrling individuell ein. Wir haben ein eigenes Schulungsprogramm mit verschiedenen Fortbildungskursen. Unsere Lehrlinge müssen schnell Verantwortung übernehmen, ganz nach dem Motto „fördern und fordern“. So lernen sie früh, selbstständig zu sein.

Auf welche Fähigkeit deiner Lehrlinge bist du besonders stolz?

Ich bin generell sehr stolz auf meine Lehrlinge und auf ihre Leistungen: Sie können alles, was sie für ihren Beruf brauchen. Ich möchte hier auch noch hervorheben, dass zum Beispiel bei Nathalie der komplette Praxisunterricht in der dritten Klasse Berufsschule wegen Corona ausgefallen ist. Dies sind Inhalte, die wir in der Firma nicht vermitteln können, aber trotzdem zur Lehrabschlussprüfung kommen. Umso schöner war es, dass wir es dann gemeinsam, mit Unterstützung des Bildungszentrums Lenzing, und durch den Ehrgeiz von Nathalie geschafft haben, dass Sie die Prüfung mit Auszeichnung bestanden hat.

Habt ihr derzeit offene Lehrstellen?

Wir suchen eigentlich ständig Lehrlinge, besonders im Spritzguss als Kunststoffformgeber*innen oder Kunststofftechniker*innen.

Wie viele Lehrlinge nehmt ihr pro Jahr auf und wann ist der Start der Lehre?

Wir nehmen im Jahr rund zwei bis drei Lehrlinge auf und man kann jederzeit anfangen.

Und wann kann man zu euch Schnuppern kommen?

Auch jederzeit. Am besten ist, man meldet sich dafür direkt bei uns. Man kann auch gerne die Eltern mitnehmen. Das ist wichtig, überhaupt, wenn man noch in der Schule ist und erst 14 oder 15 Jahre alt ist. Die Eltern wollen dann oft ganz spezifische Fragen stellen, an die die Jugendlichen vielleicht noch nicht denken. Die Eltern sollen außerdem auch sehen, dass ihre Kinder bei uns im Betrieb gut aufgehoben sind.

Gibt es noch irgendetwas, dass Jugendliche und ihre Eltern über eine Lehre bei Arvai Plastics unbedingt wissen sollten?

Ja, wir haben eine abteilungsübergreifende Ausbildung, die sehr gut ankommt. Da schauen sich die Lehrlinge auch andere Abteilungen an und bekommen so ein gutes Gesamtbild von den verschiedenen Abläufen im Betrieb.

Was mir auch noch wichtig ist: Ich habe 1997 als der erste Spritzgusslehrling überhaupt hier begonnen und heute leite ich die größte Abteilung. Ich bin also der Beweis dafür, dass man sich wirklich weiterentwickeln kann bei uns.

Dann bist du also schon über 20 Jahre im Unternehmen, das ist ungewöhnlich für die heutige Zeit. Wirst du noch bis zur Pension bleiben?

Höchstwahrscheinlich schon, ja (lacht).

Das sind doch schöne Aussichten – vielen Dank für das Interview!

Gerne!

Tipps

  • Wenn du das Berufsbild und das Unternehmen spannend findest, dann schau doch auf der Firmenwebsite vorbei, dort findest du alle offenen Lehrstellen.
  • Wenn du dich für eine Schnupperlehre oder Lehre bei Arvai Plastics interessierst, dann melde dich am besten per E-Mail unter zukunft@arvai-plastics.at oder rufst uns an unter +43 6216 7318.

(Fotos: SN/SW/KABO)


  • Veröffentlicht am: 28. Juli 2021

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